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Klinik-Nachrichten
Gezielte Hilfe für psychisch Kranke
„Eine gute Psychiatrie zeichnet sich dadurch aus, dass der Patient am Ende befähigt ist, alleine zurecht zu kommen“, sagte der „Vater“ der saarländischen Psychiatriereform, Prof. Wolfgang Werner, bei der Feier zum 20-jährigen Bestehen der Psychiatrie in den SHG-Kliniken Völklingen. Für wenige Tage - notfalls auch mehrmals - ins Krankenhaus zu kommen sei allemal besser, als für längere Zeit stationär zu bleiben und schließlich zum „Anstaltspatienten“ zu werden.
Den Anstaltspatienten hat Wolfgang Werner längst abgeschafft - mit der Auflösung des Landeskrankenhauses in Merzig und der Herbeiführung einer gemeindenahen, dezentralen Psychiatrie, bei der das Saarland bundesweit immer noch als Vorbild gilt. Der Reformpsychiater erklärt das Prinzip: „Es geht darum, die Lebenssituation der Patienten beizubehalten und bei ihrer Behandlung nur das zu tun, was zur Behebung der aktuellen Krisen notwendig ist“.
In der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der SHG-Kliniken Völklingen wird dieses Prinzip in besonderer Weise beherzigt. „Wir tun alles dafür, unseren Patienten eine Behandlung anzubieten, die ihren Bedürfnissen entspricht und sie möglichst auch in ihrem vertrautem Umfeld belässt“, betont Chefärztin Dr. Claudia Birkenheier. Hierzu hat die Klinik in den 20 Jahren ihres Bestehens zugweise ein Stufenmodell entwickelt, über das den Patienten gezielt geholfen werden kann: von stationärer Behandlung über teilstationäre Behandlung bis hin zur ambulanten Begleitung am Wohnort oder in Gastfamilien. Mit der steigenden Akzeptanz wuchsen auch die Fallzahlen. Stationär werden heute rund 1300 Patienten pro Jahr behandelt, die Institutsambulanz registriert 3000 Behandlungsfälle und die Tagesklinik rund 560 Patienten/Jahr. Trotz kurzer Verweildauer stoßen die Kapazitäten in Klinik und Tagesklinik inzwischen hart an ihre Grenzen. Es gibt Wartezeiten. Somit kann nicht allen Patienten sofort geholfen werden.
Den größten Anteil der Patienten machen solche mit depressiven Erkrankungen, vermehrt auch mit Angsterkrankungen, aus. „Es gibt keine insgesamt ansteigenden Erkrankungsraten, aber es gibt Verschiebungen“, erklärt Dr. Birkenheier. „Seelische Erkrankungen spielen nicht nur bei uns, sondern in allen uns umgebenden Ländern eine zahlenmäßig extrem große Rolle“. Darauf gelte es sich einzustellen.
SHG-Geschäftsführer Alfons Vogtel verwies in seiner Begrüßung auf die dauerhaft hohe Belegung der Psychiatrischen Klinik hin und forderte Konsequenzen: „Es müssen mehr Betten ausgewiesen werden. Wir können keine Patienten abweisen“. Dies gelte auch für die Psychiatrie der SHG-Kliniken Sonnenberg. Wie Vogtel dankte auch Regionalverbandsdirektor Peter Gillo den Beschäftigten. „Sie haben hier an einer revolutionären Veränderung mitgewirkt und die gemeindenahe Psychiatrie mit auf den Weg gebracht“, lobte Gillo.
Chefärztin Dr. Birkenheier sieht das Wachsen ihrer Klinik lange nicht abgeschlossen. Am dringendsten sei die Erweiterung und Neustrukturierung der Tagesklinik, gleiches stehe auch für das interdisziplinäre Schlaflabor an. Für die Versorgung schwer kranker und älterer Patienten würden neue Konzepte gebraucht, etwa in der Form ambulanter Versorgungsmöglichkeiten in der Institutsambulanz und im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ). Schließlich gelte es das betreute Wohnen in Gastfamilien weiter zu etablieren und auszubauen.