Navigation


Navigation 2. Ebene


Navigation 3. Ebene


Mitgliedseinrichtungen

i
Saarländische Krankenhausgesellschaft e.V.
Talstraße 30
66119 Saarbrücken

Tel.: 0681/9 26 11-0
Fax: 0681/9 26 11-99
E-Mail: mail [at] skgev.de

Inhalt

SKG-Pressemitteilungen

24.01.2024

Pressemitteilung des Aktionsbündnisses Gesundheit im Saarland


Gesundheitsversorgung vor dem Kollaps.
Neues Aktionsbündnis Gesundheit fordert grundlegende Reformen im Gesundheitswesen / Angebot an Politik für Gespräche über ein „Gesundheitsmodell Saarland“.
Kategorie: SKG-Pressemitteilungen

Gesundheitsversorgung vor dem Kollaps

Neues Aktionsbündnis Gesundheit fordert grundlegende Reformen im Gesundheitswesen / Angebot an Politik für Gespräche über ein „Gesundheitsmodell Saarland“

Saarbrücken, 24.01.2024. Das neu gegründete Aktionsbündnis Gesundheit im Saarland warnt vor einem Kollaps der Versorgung. In dem Bündnis haben sich erstmals Akteure des Gesundheitswesens mit an sich unterschiedlichen Interessen sowie Patientenvertreter zusammengeschlossen. Sie alle eint die Erkenntnis, dass die Gesundheitsversorgung, so wie wir sie kennen, am Ende ist. Das Bündnis fordert die Politik auf, aus einer jahrelangen Mangelverwaltung umgehend ein solides System zu formen. Der saarländischen Landesregierung bietet es an, gemeinsam über ein Modell-Projekt zu verhandeln, mit dem neue Konzepte der Gesundheitsversorgung erprobt werden können.

Lange Wartezeiten auf Arzttermine, überfüllte Notaufnahmen, Apotheken, die wichtige Medikamente nicht mehr haben – die Bürger merken an allen Ecken und Enden, dass es hakt im deutschen Gesundheitssystem. Nach Einschätzung der Bündnispartner sind das nur die Symptome einer völlig verfehlten Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte. „Wir halten nicht mehr mit Vollgas auf die Wand zu, wir sind bereits gegen die Wand
gefahren“, beschreibt Dr. Josef Mischo, der Präsident der Ärztekammer des Saarlandes, die Dramatik der Situation.

Als ein Kernproblem beschreiben die Bündnispartner den Fachkräftemangel. „Viele Arzt- oder Zahnarztpraxen sind telefonisch kaum noch erreichbar oder müssen sogar die Sprechstundenzeiten einschränken, weil es nicht genügend Personal für einen ordnungsgemäßen Betrieb in Haus-, Zahn- und Facharztpraxen gibt“, berichtet Mischo. Auch in den Krankenhäusern sind immer wieder ganze Stationen nicht mehr zu betreiben, weil aufgrund von fehlendem Personal die vorgegebenen Personalschlüssel nicht mehr erfüllt werden können. Dies hänge unter anderem damit zusammen, dass die Gesundheitsberufe nicht mehr attraktiv seien, wozu auch die überbordende Bürokratie ihren Anteil leiste. Ein weiteres Problem sieht Peter Springborn, Landesgeschäftsführer des Sozialverband VdK Saarland, in der fehlenden Lenkung der Patienten durch das System: „Wir leisten uns Doppelstrukturen. Das ist ineffizient und verschlingt Ressourcen, die wir eigentlich für die Patienten brauchten. Obendrein bürdet es den Patienten Aufgaben auf, die diese gar nicht erfüllen können, wie beispielsweise die Organisation einer Kurzzeitpflege.“

Das Aktionsbündnis Gesundheit sieht einen Punkt erreicht, bei dem ein „weiter so“ nicht möglich ist. Es will deutlich machen, dass nicht die Ärztinnen und Ärzte, die Zahnärztinnen und Zahnärzte, nicht die Krankenhäuser, nicht die Apothekerinnen und Apotheker, nicht die Pflegekräfte und die Medizinischen Fachangestellten schuld an der Misere sind. Es appelliert an die Politik in Land und Bund, den Bürgern endlich die Wahrheit über die Situation der Gesundheitsversorgung zu sagen und das Richtige zu tun, um das System auf sichere finanzielle Füße zu stellen, Fehlanreize zu beseitigen und zukunftsfeste Strukturen zu schaffen. „Geben Sie der Gesundheitsversorgung als zentralem Element der Daseinsvorsorge höchste Priorität“, fordern die Bündnispartner gemeinsam.

Gleichzeitig bietet das Bündnis an, auch über Auswege aus der Krise zu sprechen. Da viele Entscheidungen auf bundespolitischer Ebene fallen, schlägt das Aktionsbündnis Gesundheit der Landesregierung vor, gemeinsam nach alternativen Konzepten zu suchen, wie die Versorgung der Bevölkerung im Saarland auf hohem Niveau und zu bezahlbaren Kosten gesichert werden kann. Daraus könnte ein „Gesundheitsmodell Saarland“ entwickelt werden, um im Saarland diese Konzepte zu testen und aus den Erfahrungen für das Gesundheitswesen in Deutschland insgesamt zu lernen.

Mitglieder des Aktionsbündnisses Gesundheit sind:

  • Apothekerkammer des Saarlandes
  • Ärztekammer des Saarlandes
  • Ärztekammer des Saarlandes Abt. Zahnärzte
  • facharztforum saar
  • Kassenärztliche Vereinigung Saarland
  • Kassenzahnärztliche Vereinigung Saarland
  • Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
  • Saarländische Krankenhausgesellschaft
  • Saarländischer Apothekerverein
  • Saarländischer Hausärzteverband
  • Saarländischer Pflegebeauftragt

Mitgliederzahlen

  • Ärztekammer des Saarlandes vertritt ca. 6.500 Mitglieder
  • Ärztekammer des Saarlandes – Abt. Zahnärzte 930 Mitglieder
  • Kassenzahnärztliche Vereinigung Saarland 610 Mitglieder
  • Apothekerkammer des Saarlandes vertritt ca. 1.300 Mitglieder
  • Saarländischer Apothekerverein e.V. vertritt 211 Mitglieder
  • Facharztforum Saar e.V. vertritt ca. 1.200 Fachärzte
  • Kassenärztliche Vereinigung Saarland 2.171 Mitglieder
  • Psychotherapeutenkammer des Saarlandes 776 Mitglieder
  • Saarländischer Hausärzteverband e.V. 650 Mitglieder
  • Saarländische Krankenhausgesellschaft e.V. vertritt ca. 21.000 Mitarbeitende in 19 Krankenhäusern
  • Sozialverband VdK Saarland vertritt ca. 60.000 Mitglieder
    Der Saarländische Pflegebeauftragte Jürgen Bender vertritt diese ebenfalls

Stellungnahmen

„Ärztliche Kunst ist kein „Reparaturbetrieb“. Wir müssen uns vom Machbarkeits- und Messbarkeitswahn einer überbordenden Bürokratie schnellstmöglich befreien, wenn gute Medizin in diesem Land noch möglich sein soll. Gute Medizin braucht Vertrauen und keine Kontrollitis“.

San.-Rat Dr. med. Josef Mischo, Ärztekammer des Saarlandes


„Die Lauterbachsche Gesundheitspolitik beschleunigt das Praxissterben und gefährdet damit die zahnmedizinische Versorgung im Saarland.“

Jürgen Ziehl, Kassenzahnärztliche Vereinigung Saarland


„Die Praxen können mit den noch vorhandenen personellen Ressourcen ihre Versorgungsaufträge nicht mehr erfüllen, wenn die Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen künftig nicht besser gesteuert wird.“
„Nicht der Arztberuf als solcher, sondern die Rahmenbedingungen, unter denen ein Arzt arbeitet, zerstören die Perspektive für eine Tätigkeit in der unmittelbaren Patientenversorgung.“
„Weiteres Nichtstun wird zwangsweise zu einer Verstaatlichung des Gesundheitswesens führen - wer will dies?“

San.-Rat Prof. Dr. med. Harry Derouet, Kassenärztliche Vereinigung Saarland


„Während der Wartezeit auf einen Therapieplatz werden psychisch kranke Menschen
nicht gesund.“
„Approbiert und dann? Für den psychotherapeutischen Nachwuchs ist kein Geld da.“

M.Sc. Stefanie Maurer, Psychotherapeutenkammer des Saarlandes


„Krankenhäuser sind Häuser für die Behandlung kranker Menschen. Mittlerweile sind Krankenhäuser aber selbst zu kranken Häusern geworden. Das Personal ist über alle Berufsgruppen hinweg nicht erst seit der Corona-Pandemie weit über das Limit belastet; die Bausubstanz wird wegen fehlender Investitionsmittel des Landes seit Jahren auf Verschleiß gefahren; und die Kostensteigerungen können nicht in die Krankenhausrechnungen eingepreist werden. Zu diesem Fazit seiner Anamnese kommt auch der Notarzt in Person von Minister Karl Lauterbach – aber seine Therapie lässt auf sich warten, die bekannt gewordenen Therapievorschläge lassen nichts Gutes erwarten.“

Dr. Thomas Jakobs, SKG Saarländische Krankenhausgesellschaft e.V.


„Arzneimittellieferengpässe gehören in Deutschland leider seit Jahren zum Alltag. Wenn Insuline, Antibiotika oder sogar Krebsmedikamente knapp werden, können lebensbedrohliche Situationen für unsere Patientinnen und Patienten entstehen. Trotz zahlreicher Vorschläge und Warnungen aus dem Berufsstand sah sich die Politik immer noch nicht in der Lage, das Problem substanziell und strukturiert anzugehen. “

Manfred Saar, Apothekerkammer des Saarlandes


„Eine immer älter werdende Gesellschaft ist dringend darauf angewiesen, dass Apotheken vor Ort die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Arzneimitteln sicherstellen. Dass innerhalb weniger Jahre die Zahl der Apotheken im Saarland von 360 auf nur noch 260 Apotheken gesunken ist, stellt die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln immer mehr in Frage. Hier muss die Politik zukunftsfähige Antworten liefern!“

Susanne Koch, Saarländischer Apothekerverein e.V.


„Die saarländische Fachärzteschaft fordert die Entbudgetierung ihrer Leistungen, um unser engagiertes Personal angemessen bezahlen zu können.“
„Die saarländische Fachärzteschaft weist auf zunehmend dramatische Versorgungsengpässe für die Patienten hin, weil die aktuellen Rahmenbedingungen heute schon junge Ärztinnen und Ärzte von der Übernahme einer Praxis abhalten. Wer soll die Patientinnen und Patienten in der Zukunft versorgen?“
„Die Facharztpraxen leiden unter einem Fachkräftemangel, was die Arbeitsverdichtung beim verbleibenden Team erhöht und damit die Gefahr der Abwanderung in andere Bereiche erhöht.“

Dr. med. Markus Strauß und Dr. med. Matthias Heinze, Facharztforum Saar


„Wir müssen endlich die Patienten zielgerichtet durch das System leiten, anstatt sie dort umherirren zu lassen. Obwohl alle Verantwortlichen wissen, dass unsere Strukturen völlig krank sind, wursteln wir munter weiter zwischen unsinniger Bürokratie, unsinnig getrennten Versorgungsebenen und finanziellen Partikularinteressen. Auch wenn es
vielen Menschen noch nicht klar ist: Das angeblich beste Gesundheitssystem der Welt ist längst gegen die Wand gedonnert!“

Peter Springborn, Sozialverband VdK Saarland e.V.


„Die gegenwärtigen Rahmenbedingungen sind für Zahnärztinnen und Zahnärzte - und letztendlich für die Patientenschaft - negativ. Das gilt auch für den Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten. Das gefährdet die Zukunft der Zahnmedizin und die Mundgesundheit der Bevölkerung.“

Dr. Lea Laubenthal, Ärztekammer des Saarlandes, Abteilung Zahnärzte


„Im Saarland sind über 90 für die medizinische Versorgung notwendigen Hausarztsitze (Praxen) nicht besetzt. Damit liegt das Saarland bei der fehlenden Versorgung durch Hausärzte 50% über dem Bundesdurchschnitt.“
„Wir brauchen dringend nachhaltige, strukturelle Veränderungen.
Das beginnt mit der Zulassung und geht bis zur Organisation des Bereitschaftsdienstes, um die Ansiedlung von Hausärzten wieder attraktiv, ja überhaupt möglich zu machen.“

Dr. Michael Kulas, Saarländischer Hausärzteverband e.V.


„Dem Saarländischen Pflegebeauftragten liegt es am Herzen, dass die zunehmend ältere und damit pflegebedürftig werdende Bevölkerung des Saarlandes in ausreichendem Maße ambulant und stationär ärztlich versorgt wird. Insoweit werde ich zunehmend auf Probleme angesprochen. Dem muss entgegengesteuert werden.“

Jürgen Bender, Landespflegebeauftragter Saarland

Die Pressemitteilung des Aktionsbündnisses Gesundheit im Saarland im Original (PDF-Format)